Immobilienkongress 2018: Der Rückblick
Der Schweizer Finanz- und Immobilienkongress präsentiert einem interessierten Fachpublikum aus der Immobilienbranche und Finanzindustrie alljährlich neuste Fakten und Studien für den Immobilienmarkt Schweiz. Auch 2018 durfte IAZI mehr als 400 Teilnehmende Mitte November im Hotel Bellevue Palace in Bern begrüssen.
Gleich zu Anfang lieferte der ehemalige Aussenminister und Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland, Joschka Fischer, eine Keynote über die geopolitische Lage. Für Fischer steht fest, dass das krisengeschüttelte Europa seine Position in der neuen Weltordnung neu definieren muss. Die USA seien dabei, sich von bisherigen globalen Ordnung zu verabschieden und die Frage würde sich stellen, ob China wirklich dieses Vakuum auszufüllen vermag. Fischer glaubt, dass europäische Länder in Forschung und Wissenschaft einen Spitzenplatz belegen, aber in Sachen Innovation nicht mit den USA oder China mitzuhalten vermögen. Dennoch zeigt er sich überzeugt, dass unsere Zukunft in Europa liegt. Die Schweiz beweise ja, dass unterschiedliche Kulturen miteinander harmonieren könnten.
Der US-Korrespondent von SRF Peter Düggeli lebt schon seit drei Jahren in Washington. In seinem Vortrag hat der Journalist Einblick gegeben in seine Wohn- und Lebensverhältnisse in der US-Hauptstadt. Seine beiden Söhne dürfen dort eine der besten Schulen besuchen; ein Privileg, dass vielen Einwohnern Washingtons vorenthalten bleibt. Soziale Segregation ist immer noch Realität. Der erste schwarze Präsident im Weissen Haus ist nur noch eine blasse Erinnerung. Zu wuchtig ist die Präsenz des derzeitigen Amtsinhabers, der via Twitter die Weltpolitik mitbestimmt. Düggeli hat einige Trump-Wähler über ihre Motivation befragt. Viele liessen sich durch Politikverdrossenheit antreiben. Für wohlsituierte Bürger ist er wohl in bester republikanischer Tradition ein Steuersenker, für Arbeitslose hingegen boten seine protektionistischen Wahlsprüche neue Hoffnungsschimmer.
Reiner Eichenberger, Professor für Finanzwirtschaft bei der Uni Fribourg, gilt als einer der einflussreichsten Ökonomen in der Schweiz. Bekannt ist er von seinen Auftritten in Fernsehen und Presse. Sein Vortrag am Finanz- und Immobilienkongress widmete sich der für die Schweizer Politik existentiellen Frage nach der Beziehung zur Europäischen Union. Eichenberger schreckte nicht zurück, besonders heisse Eisen wie die Personenfreizügigkeit anzufassen und neue Denkansätze zu formulieren. Passend zu diesem Vortrag präsentierten anschliessend die beiden IAZI-Referenten Stefan Brüesch und Simon Hurst die neusten politischen Vorstösse mit besonderer Relevanz zum Immobilienmarkt.
Der Kriminalpsychologe Thomas Müller hat durch seine Fernsehauftritte mit einigen Klischees über Kriminalfälle aufgeräumt, die durch die unzähligen Krimiserien und Krimiliteratur bereits zum Allgemeingut gehören. Am diesjährigen Kongress referierte Müller über Fragen, die wohl den meisten Kongressteilnehmenden nahe gehen. Wie befreien sich Menschen aus Krisensituationen? Nach welchen Gesetzen funktionieren eigentlich Krisen? Müller tut das auf eine anschauliche, humorvolle Art, verwendet Alltagsszenen und hat damit alle Zuhörer restlos in den Bann geschlagen.
Mit viel Verve und Begeisterung präsentiert anschliessend Donato Scognamiglio, CEO von IAZI, die neusten Zahlen und Fakts aus der Immobilienwelt Schweiz. Nach 20 Wachstumsjahren steht der Schweizer Immobilienmarkt unter besonderem Druck, was eine Trendwende in den nächsten Jahren nicht ausschliesst. Zu den belastenden Faktoren im Markt für Mietwohnungen gehören steigende Leerwohnungsziffern und sinkende Mieten. Erschwerend kommt dazu, dass in der noch anhaltenden Tiefzinsperiode aus Mangel an vergleichbaren Alternativen massiv in dieses Marktsegment investiert wird. In dieser Situation ist derzeit nicht auszuschliessen, dass bereits eine Zinserhöhung von 1 Prozent zu starken Wertverlusten bei Renditeobjekten führen wird.
Die Vorträge von den Immobilienfachexperten der Credit Suisse, Ulrich Braun und Dr. Christoph Schumacher sowie das Schlussreferat von Patric Deflorin, Leiter Versicherungen und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Mobiliar runden diesen Kongress ab.